Behning über die Hinterhofschuhe 

„Ich wollte ein Blues-Folk Album mit deutschen Texten machen. Kein Kitsch. Kein Schlager. Ich wollte beweisen, dass deutsche Texte und Blues zusammen funktionieren.“ So der Plan von Alex Behning und das Ergebnis ist sein aktuelles Soloalbum „Hinterhofschuhe aus New York“. Das Album gibt es gleichzeitig auf Vinyl und CD. Das ist auch der Schlüssel um zu verstehen, warum wir den versprochenen leicht melancholischen, traditionellen aber auch etwas rockigen Sound bekommen.

Alex Behning geht den hanseatischen Weg. Mit 15 beginnt er zuhause in einer norddeutschen Kleinstadt seine ersten Songs zu schreiben. Mit 18 zieht er dann nach Hamburg und taucht in die Musikszene ein. Er spielt in verschiedenen Bands und wird sogar von der VW-Soundfoundation ausgezeichnet. Außerdem  gewinnt er den John Lennon Talent Award. Hier liegt seine musikalische Heimat und die ist ganz haptisch noch geprägt von Vinyl. Zu diesen Erfahrungen gehört auch, dass eben der Traum vom ganz großen Durchbruch noch unerfüllt bleibt. Vielleicht ist das ganz gut so. Alex Behning macht zunächst einmal einen biografischen Cut. Mit Anfang 30 zieht er von der Elbe an den Bodensee. Von Norddeutschland ganz in den Süden. Er nimmt sich eine Auszeit von der Musik und arbeitet mit jungen Menschen. Er beschäftigt sich mit Erfahrungen, Lebensumständen, Vergangenheit und Zukunft von Menschen. Er betrachtet mit räumlichem und zeitlichem Abstand seine eigenen Erfahrungen und in dieser Zeit erfindet er sich im Jahr 2011 neu.

Für Alex Behning ist Sprache das eine Mittel, um Menschen zu erreichen. Er ist ein sehr guter Zuhörer und er kann sein Gegenüber jedoch genauso gut beeindrucken, wenn er seine Gedanken entfaltet. Die Texte von „Hinterhofschuhe aus New York“ sind deutsch. Und das funktioniert. Das liegt natürlich auch an Alex` zweitem Weg, Menschen zu erreichen: der Musik. Für dieses Album wählt er einen unverwechselbaren und eigenen Sound. Natürlich ist er geprägt von Musikgrößen wie Bob Dylan, John Lee Hooker, Muddy Waters oder Van Morrisson.  Mit dem Abstand vom Bodensee zu Hamburg und mit dem zeitlichen Abstand zwischen der Vinyl- und der CD-Zeit, kann Alex Behning aber einen ganz eigenen Sound ausprägen: Blues-Folk mit Anleihen in Americana und Rock. 

Er ist einer mit Herz und Sentimentalität und deshalb spielt er auf einer Folkgitarre, die er in einem Gebrauchtmusikshop in England gefunden hat; dazu Gitarre, Bass, Schlagzeug. Ergänzt wird die Instrumentierung durch Akkordeon, Piano, Orgel, Pedal Steel Gitarre, Banjo und Geige. Aufgenommen wurde das Album mit Musikern aus Deutschland, England, der Schweiz und den USA. Sie alle hat er wieder an seinen eigenen musikalischen Ursprung ins Hamburger Tonstudio mitgenommen. Herausgekommen ist ein Album, das musikalisch und textlich richtig unter die Haut geht. Ein Album, das genau für unsere Zeit gemacht ist: Musik mit internationalen Wurzeln, sensible, deutsche Texte und eine witzige, transatlantsiche Geschichte, die sich hinter dem Titel „Hinterhofschuhe aus New York“ verbirgt.  

Interview geführt von Uwe Kaiser